Bei allen Slow Food, Veggi Food etc. und diversen anderen Ernährungsmodellen, möchte ich mich heute einmal mit Brain Food beschäftigen. Ich vergleiche ja gerne unser Hirn mit einer Kaffeemaschine. Wer seine Kaffeemaschine mit Milch füllt anstatt mit Wasser, kann hinterher einfach keinen wertvollen Kaffee erwarten. Daran gibt es nichts zu rütteln. Kürzlich tankte ein guter Freund von mir sein Auto mit dem falschen Sprit und ich muss Ihnen nicht erzählen, welche Konsequenzen das hatte. So ungefähr ist es auch mit unserm Hirn. Unser Hirn weiß einfach nicht was es tun soll, wenn wir es mit dem falschen Material füttern.
Zu viel Zucker, zu viel Fett und zu viel von allem überhaupt. Unkonzentriertheit, Müdigkeit, Denkstörungen, Kopfschmerzen, Depression, Überzuckerung des Blutes, was für die Gehirnzellen äußerst schädlich ist, können die Folge sein. In unserer Nahrung liegt ein enormes Heilungspotenzial, das ist es, was wir uns stets vor Augen halten sollten. Dabei erinnere ich mich gerne an meinen Qi Gong Lehrer, der mich lehrte, was du in jungen Jahren nicht in deine Gesundheit investierst, investierst du im Alter in deine Krankheit. Das bezieht sich sowohl auf unsere Nahrung, als auch auf unsere Bewegung.
Sich achtsam nähren
Auch beim Essen können wir übrigens sehr viel Achtsamkeit walten lassen. Kaufen wir die Ware im Supermarkt, reißen hinterher die Verpackung auf und schieben sie achtlos in den Ofen, werden wir wahrscheinlich niemals der tiefen Bedeutung unserer Nahrung für Körper, Geist und Seele auf die Spur kommen.
Bereits die Auswahl der Speisen, die Rezepte, die Produkte die wir dafür verwenden und das Zubereiten, bieten so unglaublich viele schöne Momente, dass ich niemals darauf verzichten möchte. Beschäftigen wir uns mit den Produkten, deren Herkunft und Verarbeitung, bringen wir eine völlig andere Wertschätzung in unsere Nahrung. Vielleicht gelingt das nicht immer, doch wenn wir den Fokus darauf setzen, können wir so einen Wandel einleiten.
Wann haben Sie sich beispielsweise zum letzten Mal gefragt, welche Teepflückerin in Sri Lanka wohl Ihren Tee, den Sie gerade genießen, geerntet hat? Wie viele Blätter mag sie dafür geerntet haben? Ob sie glücklich dabei war, diese Arbeit zu tun? Ob sie von dem Geld, das sie verdient, leben kann? Wie funktioniert eigentlich fermentieren und wie viele tausende von Kilometern hat der Tee überwunden, um am Ende der Kette in Ihrer Tasse zu landen und Ihnen diesen Genuss zu schenken? Gerade jetzt in der Corona Situation führt uns die Fleischindustrie zu einem Umdenken und wir stellen uns vielleicht die Frage: „Wollen wir das weiterhin so, oder geht es auch anders?“
Die Sache mit dem Zucker
Viele Menschen sind von den Nährwertangaben auf Produkten regelrecht überfordert. Sie wissen einfach nicht, was sie damit anfangen sollen. Reis, Nudeln, Kartoffeln und Obst werden als Kohlehydrate bezeichnet. Sie werden in unserem Körper in Zucker umgewandelt. Ohne diese Kohlehydrate kann unser Hirn also gar nicht funktionieren. Doch wenn dann noch Zucker pur dazu kommt, beispielsweise aus (der falschen) Schokolade, Chips, Gummibärchen und überzuckerten Limonaden, ist das einfach zu viel des Guten für den Organismus. Getoppt von Alkohol, Zigaretten und zu wenig Bewegung, entstehen die bekannten Folgeerkrankungen, wie hoher Blutdruck, der das Schlaganfallrisiko enorm triggert, Diabetes und andere Krankheiten, die kein Mensch will und braucht. Doch schlechtes Essen tut erst einmal nicht weh!
Vergangene Woche entdeckte ich bei meinem Arzt ein Plakat, auf dem Lebensmittel und die darin enthaltenen Zuckerwürfel abgebildet waren. So kommt eine Tüte Nimm 2 Lachgummi, die man ja schnell mal nebenbei weggeputzt hat, auf 52 Stück Würfelzucker! Eine Packung Schaummäuse hat so viele Kohlehydrate wie eine ganze Pizza, nämlich 84 g/100g. Wenn beides sich zusammen im Bauch tummelt, gibt es ein Zucker-Chaos. Es werden Unmengen an Insulin ausgeschüttet, der Zucker wird abgebaut und sofort zu Fett verarbeitet. Im Gehirn selbst fehlt jedoch das nötige Material. Stattdessen signalisiert unser Hirn „ich brauche mehr Zucker“ und das bedeutet: Weiter essen! Ein Teufelskreis entsteht. Zuviel Zucker hat toxische Einwirkungen auf das Nervensystem. So entstehen Suchtstrukturen und daraus können sich Depressionen entwickeln.
Die Menge macht das Gift. So ist Schokolade nicht gleich ganz vom Speiseplan zu streichen, sondern kann als 70 %ige Bitterschokolade wahre Dienste leisten. In kleinen Mengen über der Johannisbeerquarkspeise zum Frühstück oder als Topping zu einem Nuss-Pfannkuchen mit Heidelbeeren, eine wahre Delikatesse. So gelangt Tryptophan direkt an die richtige Stelle im Gehirn und fördert das Glückshormon Serotonin, das zum Abbau von Stress und Depressionen beiträgt.
Wie unser Gehirn tickt
In meiner Praxis erlebe ich immer wieder bei Klient*innen, dass Ernährungsprobleme häufig dann auftauchen, wenn es zu Stress kommt. Dann beginnt der Teufelskreis und es wird nicht mehr so viel Wert auf eine gute und ausgewogene Ernährung gelegt.
Milliarden von Nervenzellen ticken in unserem Gehirn Netzwerk. Diese sind mit den sogenannten Neurotransmittern verbunden, die zwischen den Zellen kommunizieren. So wird es überhaupt erst möglich, zu denken oder Dinge in unserem Hirn abzuspeichern. Diese Neurotransmitter sind aus Proteinen, wie sie auch in unserer Nahrung vorkommen und haben eine sogenannte Schlüsselfunktion. Proteine sind übrigens Eiweiße. Bestimmte Proteine können also die Konzentration der Neurotransmitter im Gehirn beeinflussen und damit die Gehirnfunktion. Bei Depressionen ist ein wichtiger Neurotransmitter das Serotonin. Medikamente gegen Depressionen heben den Serotoninspiegel an. Serotonin kommt zwar in der Nahrung vor, wird allerdings nicht aufgenommen, es muss vom Gehirn selbst hergestellt werden. Da schlängelt sich dann das Tryptophan dazwischen, was man in Nüssen, Fisch, Dinkel, Weizen, Käse, weißem Fleisch vor allem und in Eiern findet und daraus kann unser Gehirn dann Serotonin bilden. Dann gibt es da noch einen sehr spannenden Neurotransmitter, das Acetylcholin. Es überträgt unsere Gedächtnisinhalte vom Nerv auf den Muskel. All das und wie es funktioniert, können Sie selbst im Beitrag SWR 1 von dem Hirnforscher und Neurologen Prof. Dr. Christof Kessler anhören, den ich Ihnen sehr ans Herz legen möchte.
Wie man sein Glückssystem am Laufen hält
Wenn wir also aufgrund falscher Ernährung unserem Gehirn schaden, dann müsste es doch möglich sein, unserem Gehirn mit der richtigen Ernährung Gutes zu tun. Doch wie?
Glücksgefühle können wir alle gebrauchen. Dafür sorgen gerade in Corona Zeiten Ruhe und Stille. Nichtdenken ist fast unmöglich, unser Gehirn rattert ständig. Meditation und Achtsamkeitspraktiken die ins Hier und Jetzt zurückführen, können da viel unterstützen. Vor allen Dingen gönnen Sie sich ausreichend Schlaf. Denn gerade dann sortiert sich Ihr Gehirn wieder neu und verarbeitet Erlebtes. Es braucht diese Pausen. Vielleicht könnte man es mit der Defragmentierung einer Festplatte vergleichen. Es tut also nicht nichts!
Wie Sie sich ab sofort gesund ernähren können und Ihrem Gehirn das richtige Futter zukommen lassen, vermittelt Prof. Dr. Christof Kessler in seinem Buch Essen für den Kopf – Rezepte gegen Demenz, Depression, Migräne und mehr. Wie die richtige Ernährung unser Gehirn positiv beeinflusst. Er hat es zusammen mit der Oecotrophologin Regina Rautenberg geschrieben. Das Buch ist leicht verständlich und erklärt die Zusammenhänge von gewissen Lebensmitteln sowie die Wirkung auf das Gehirn. Er spricht die Themen Demenz und Gedächtnis, Ernährung und Schlaganfall, Kopfschmerzen, Stress und Depression sowie Alkohol und Nikotin an. Die Rezepte sind leicht nachzukochen und äußerst schmackhaft! Alleine bei „Asiatischer Spargelsalat mit Zuckerschoten und Lachs“ oder „Hähnchen-Avocado-Carpaccio“, läuft mir das Wasser im Munde zusammen. Was Beeren, Nüsse und die richtigen Öle alles können, erfahren Sie ebenfalls in diesem Buch. Mir hat es Spaß gemacht, mich wieder einmal intensiv mit dem Thema Ernährung zu beschäftigen und vielleicht konnte ich Sie ja mit meinen Zeilen ein Stück mitnehmen. Daher empfehle ich Ihnen dieses Buch als Motivation für Ihre Gesundheit und wünsche Ihnen, essen Sie sich doch mal wieder GLÜCKSATT!
Pia Forkheim
Business Coach (FH) und IDOGO®-Achtsamkeitstrainerin
Oestrich-Winkel im Rheingau
Seminarreisen: Kloster Maria Laach/Eifel, Odenwald Seminarhotel, Bio- und Gesundheitshotel Stellshagen/Ostsee
[Fotos, wenn nicht anders genannt: Pia Forkheim]