Die Angst vor anderen zu reden
Es gibt Menschen, die sprechen nicht gerne vor anderen. Eine meiner Freundinnen feierte kürzlich ihren runden Geburtstag. Da sie Angst hatte, vor anderen zu sprechen, übertrug sie diese Aufgabe kurzum ihrem Mann. Auch eine Lösung 🙂 Andere haben Prüfungsangst oder trauen sich nicht vor einer Gruppe, in einem Team oder auf einer Veranstaltung zu sprechen.
In der Fachsprache nennt man das „Public Speaking“, also „öffentlich sprechen“. Doch diese Angst muss nicht sein, beherrscht man ein paar einfache Regeln und ist man bereit auch einmal über seinen Schatten zu springen. Wobei man Sprech-Angst nicht mit Sprech- Nervosität verwechseln sollte, die hat man meistens und gehört in gewissem Maße dazu.
Beziehung aufbauen statt Angst
Beginnen wir einmal mit denen, die nicht auf der „Bühne“ stehen, sondern mit denen die gekommen sind, um Sie zu hören. Diese Menschen nehmen eine gewisse Körperhaltung ein, schauen interessiert, erwartungsvoll, gelangweilt, wie auch immer, bewegen Arme, Hände, Augenlider öffnen, schließen sich und manch einer legt vielleicht sogar die Stirn in Falten. Das bedeutet, sie kommunizieren mit Ihnen, egal, ob Sie etwas sagen oder nicht. Sie senden Signale. Das passiert ständig und ist völlig normal. Diese schnelle Rückmeldung des Mikroausdrucks eines Gesichts oder Körpers bildet für unser Hirn den Leitfaden für den
Verlauf des Gesprächs. Versuchen Sie doch einfach, sich mit den Menschen zu verbinden. Verbindung schafft Klarheit. Stellen Sie sich vor, der ganze Raum sei nur wenige Zentimeter mit Wasser bedeckt. Von Ihren Beinen aus spüren Sie diesen Wasserteppich, wie er sich bis in den letzten Winkel des Raums ausbreitet. Ich bin mir sicher, dass Sie nun Ihre Angst in Beziehung umwandeln können. Ein überaus wertvoller Versuch!
Je mehr Raum Sie sich nehmen, desto mehr Raum wird Ihnen gegeben
Wenn Sie vor anderen sprechen nehmen Sie sich den Raum, den Sie brauchen. Ich erinnere mich noch gut an eine frühere Ausbilderin die einmal gesagt hat: „Schaffen Sie sich Ihre eigene Bühne“. Sie meinte damit, was jeder Schauspieler tut, wenn er eine Bühne betritt: Er ist da! Er schafft sich Raum. Er trägt ein Kostüm, Bühnen Make-up, er hat seinen Text gelernt, er weiß genau was er zu sagen hat, er weiß wie er sich bewegen muss, um beim Publikum anzukommen. Machen Sie es genauso. Arbeiten Sie an Ihrer Ausstrahlung und sind Sie immer so gut vorbereitet wie möglich!
Eine entspannte Stimme
Sprechen Sie entspannt. Eine entspannte Stimme wirkt vertrauenswürdig. Versuchen Sie Ihre Stimmlage bewusst etwas tiefer, ruhig und entschlossen zu halten. Nutzen Sie ein Mikrofon, wenn es notwendig ist, das schont Ihre Stimme und Sie werden bis in den letzten Winkel des Raumes gehört. Ich selbst übe meine Texte indem ich sie auf Moderationskarten schreibe und laut sprechend durch die Wohnung laufe. Dabei brauche ich Bewegung, um Melodie in den Satz zu bringen. Mit dem Smartphone stoppe ich die Zeit. Versuchen Sie erst gar nicht, Wörter zu benutzen, die Ihnen fremd sind, darüber stolpern Sie später nur. Wenn es Ihnen schwer fällt, das Wort Authentizität über die Lippen zu bringen, dann sprechen Sie lieber von authentisch sein. Sagen Sie bitte nur Dinge, zu denen Sie auch stehen und nicht, weil das irgendjemand einmal gesagt hat. Sind Sie mutig!
Alles wird gut!
Bleiben wir doch einmal bei dem Schauspieler. Das was er sagt und das was er darstellt, sind intime Prozesse, mit denen er nach außen tritt. Seine Glaubwürdigkeit, Professionalität und Überzeugung entscheiden über seinen Sprecherfolg. Also gilt, raus aus der Komfortzone! Sagen Sie Ihrem Körper und Ihrem Kopf „alles wird gut“, das ist eine völlig andere Sichtweise, als mit dem Wort „Angst“ im Nacken die Bühne zu betreten. Sind Sie ehrlich, Sie sitzen in keinem Löwenkäfig wo Sie gleich gefressen werden, Sie sollen schließlich nur etwas sagen. Ihr eigenes Bewusstsein entscheidet über Ihren Erfolg!
Viel Erfolg wünscht Ihnen Pia Forkheim
[Foto: Pia Forkheim]