„Waldbaden ist ja sehr esoterisch!“
Manchmal sind es die kleinen Dinge, die unser Leben wirklich lebenswert, glücklich und gesund machen. In einer Zeitschrift bin ich über ein Glücks-Gemälde gestolpert. Es war das Bild „Spielende Kinder im Park“, von dem Maler Max Liebermann gemalt. Das Bild duftete mir förmlich entgegen! Hier entdecken Sie Menschen, die ganz offensichtlich alle Glückszutaten ihres Lebens genießen: ein Sommertag, warme Luft, spielen unter Bäumen, saftig grüne Wiesen und Berührung mit der Natur.
Kürzlich sagte eine Freundin zu mir, Waldbaden sei ja sehr esoterisch. Um ehrlich zu sein, ich bin richtig erschrocken als ich das hörte und widersprach vehement. Wie konnte sie so etwas denken? „Hast du nie ein Buch über Waldbaden gelesen?“, fragte ich sie. Natürlich nicht, sonst hätte sie das nicht gesagt. Eine andere Frau sagte: „Waldbaden, was ist das denn?“ Auch hierüber war ich verwundert, denn ich dachte, diese Art der Naturmedizin sei längst über den japanischen Teich geschwappt. Immerhin führe ich selbst seit fast fünf Jahren Menschen durch den heilenden Wald.
Wald-Sommerspecial LEERLAUF IM KOPF im Rheingau:
21.6. / 27.6. / 04.07. / 11. / 18.07.2023
Den Stresspegel verstehen lernen
Lassen Sie mich einmal so anfangen: unser sympathisches Nervensystem ist nämlich überhaupt nicht so sympathisch, wie es im ersten Moment klingt. In Fachbüchern taucht immer wieder der Vergleich mit den Säbelzahntigern auf. Wenn er die Bühne betritt, ist Not am Mann oder an der Frau!
Der Blutdruck schnellt in die Höhe und der Puls beginnt zu rasen. All diese Dinge sind uns erhalten geblieben aus einer Zeit, als es eben noch Säbelzahntiger gab. Zum Glück sind diese wilden Bestien ausgestorben, doch es wurden neue geboren: Stress am Arbeitsplatz, Stress mit den Kollegen, Stress in einem Projekt, Stress, die Zahlen abzuliefern, die erwartet werden, Stress auf einer langen Autofahrt, um überhaupt erst einmal zu seinem Job zu gelangen, Stress mit den Kindern.
Alleinerziehende in Geldnot. Überforderte Mütter, die Essen kochen, Kinder betreuen und noch einen Job bedienen und ganz nebenbei noch die Wohnung auf Vordermann bringen müssen. Andere, die ihre an Demenz erkrankten Eltern betreuen. Wieder andere leiden, weil ihre Kinder gerade das Elternhaus verlassen haben und an einem anderen Ort studieren. Da wird das Haus leer und es gilt neue Aufgaben anzunehmen. Junge Menschen, die in Corona Zeiten den Kontakt zu ihren Freunden nur über einen flimmernden Bildschirm pflegen können. Krankheiten in uns selbst oder in der Familie, die an unserem Nervenkostüm zerren und zu immer größeren Herausforderungen auffordern. Dies ist nur ein kleiner Auszug unseres heutigen Stresserlebens.
Was passiert da eigentlich?
Unser Cortisol Spiegel steigt. Cortisol ist ein Stresshormon und wird genau dann ausgeschüttet, wenn wir nervös und angespannt sind. Ein Gutes hat das Cortisol jedoch, es reguliert sich – genau wie die Herzfrequenz – von selbst. Wird jedoch ständig Cortisol ausgeschüttet, kann dies alle Prozesse in unserem System stören und führt zu einem ständig erhöhten Cortisol-Spiegel der für zahlreiche gesundheitliche Probleme verantwortlich ist. Sie sehen, es gibt einige Säbelzahntiger in unserer heutigen Zeit. Manchmal ist es auch nur der bellende Hund des Nachbarn oder der samstägliche Rasenmäher von nebenan.
Säbelzahntiger gehören in den Käfig!
Um alledem aus dem Weg zu gehen, lohnt sich ein Besuch in der Naturheilpraxis-Wald. Nein, nicht mit dem Fahrrad, nicht hindurch joggen oder rasen, nicht mit den Nordic Walking Stöcken und schon gar nicht mit Kopfhörern auf den Ohren, sondern schweigend. Denn wir justieren im Wald all unsere Sinne neu aus. Das parasympathische Nervensystem tritt in Aktion und sorgt für einen ruhigen Puls, eine gleichmäßige Atmung und einen niedrigeren Blutdruck. Auch die Verdauung profitiert deutlich. Körper, Geist und Atmung begegnen sich wieder einmal ganz bewusst und stellen vielleicht fest, dass sie ohne einander überhaupt nicht können.
17.10. – 21.10.2022: Reite die Wellen des Lebens –
Auszeit im Kloster Esthal!
Durch zahlreiche Studien ist inzwischen erwiesen, dass der Aufenthalt im Wald die Stresshormone Cortisol und Adrenalin aktiv senken und somit unser Immunsystem deutlich stabilisieren. Der Säbelzahntiger wird in den Käfig gesperrt und wir geraten in eine innere Balance. Blutdruck und Herzfrequenz können sich wieder normalisieren.
In Japan gibt es (Stand 2018), 62 zertifizierte Wald Therapiezentren, die jedes Jahr von 2,5-5 Millionen Menschen besucht werden, um genau dieses Waldbaden zu erleben. Hier wird es sogar von den Krankenkassen verordnet. Somit ist Shinrin Yoku (das japanische Wort für Waldbaden) zu einer anerkannten Heilpraxis geworden. Eine Form, mit der auch wir in unserer Region einen Umgang finden können, um den Stress in unserem System besser bewältigen zu können.
Im Übrigen hat man durch medizinische Messungen herausgefunden, dass sich der Schlaf nach einem Waldbade-Aufenthalt deutlich erhöht. Ebenso gibt es Untersuchungen, dass die Wälder einen Anti-Krebs-Effekt haben könnten, da sie die Aktivität der natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) deutlich verbessern. Dabei muss man nicht einmal etwas tun, sondern einfach nur im Wald sein und atmen. Für mich ist Waldbaden in Kombination mit dem IDOGO-Stab Training eine perfekte Ergänzung, um mehr Achtsamkeit ins eigene Leben zu holen. Sanfte Bewegungen, die eine gesunde Atmung fördern und den Körper nicht zusätzlich in Stress versetzen. Ich bin sicher, Sie werden hinterher schlafen, wie ein Murmeltier!
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- Quellen: Die wertvolle Medizin des Waldes, Wie die Natur Körper und Geist stärkt, Dr. Qing Li
- Shinrin Yoku, Heilsames Waldbaden, Die japanische Therapie für innere Ruhe, erholsamen Schlaf und ein starkes Immunsystem
- Studien