Auf dem Weg in die Achtsamkeit

Rose am Meer im Sand

Foto: Pia Forkheim

Die Entwicklung der Achtsamkeit

Wenn wir beginnen, uns mit dem Thema Achtsamkeit zu beschäftigen, dann begegnen uns Namen wie der Dalai Lama, der  1987 mit Mind & Life Konferenzen den Startschuss in die Welt gesetzt hat. Es begegnen uns Namen wie Matthieu Ricard (Mönch, Vertrauter und offizieller Übersetzer des Dalai Lama, Autor und Doktor der  Molekularbiologe), Judson Brewer (Hirnforscher,  der das sogenannte Default Mode Network des Gehirns, unsere Standardeinstellung mit entdeckt und erforscht hat), Richard Davidson (der wohl bekannteste Neurowissenschaftler, der seit mehr als 30 Jahren Meditationspraktiken daraufhin untersucht, wie sie das Gehirn des Menschen verändern), Marc Coleman (britischer Psychotherapeut, Autor) und Jon Kabat Zinn (der 1979 durch seine therapeutisch-medizinische Pionierarbeit die weltweite Achtsamkeitsbewegung mit vorangebracht hat), nur um einige wenige Menschen zu nennen, die der Achtsamkeit einen wahren Aufschwung bescherten.Inzwischen gibt es einige wissenschaftliche Ergebnisse zum Thema Achtsamkeit, die zeigen, dass es durchaus möglich ist, positive Eigenschaften wie Mitgefühl, Güte, Gelassenheit, Konzentration und Präsenz in den Tiefen unseres Seins anzubauen. So gilt das ReSource-Projekt (2015), am Max Plank Institut in Leipzig, bisher als die umfangreichste Studie zum mentalen Training mithilfe westlicher und fernöstlicher Methoden der Geistesschulung.

Hierbei gilt es zu erwähnen, dass die Uni Frankfurt, University of Applied Sciences, 2019 einen Kongress unter dem Thema: „Meditation und die Zukunft der Bildung: Spiritualität und Wissenschaft“, veranstaltet hat, der tiefe Einblicke in das Thema gewährt hat. So hat die Uni einen Kurs: „Meditation als kulturelle Praxis“ angeboten, der in null Komma nichts ausgebucht war. Die vorhandenen 40 Plätze reichen bei weitem nicht aus. Sie planen die Gründung eines wissenschaftlichen Zentrums zum Thema Persönlichkeitsentwicklung. Dies soll getragen sein von drei Säulen: Meditation, gesellschaftliche Verantwortung und Allgemeinbildung. Schnell wird klar, dass Achtsamkeit nichts mit Wellness oder Esoterik zu tun hat.

Wo uns Achtsamkeit im Alltag begegnet

Das Thema Achtsamkeit begegnet uns in unterschiedlichsten Bereichen. Früher nannte man es Einkehr, umsichtig sein oder sich wieder sammeln. In einer Gesellschaft, in der ständig einer über den anderen will, noch mehr Umsätze generieren, noch mehr Urlaub, noch ein größeres Auto, noch mehr Geld verdienen, noch mehr Technik möchte, entsteht eine endlose Konkurrenz, die von außen gesteuert wird. Wirkliche Besonderheiten scheint es nicht zu geben, dafür jedoch jede Menge Routinen: Aufstehen, Arbeiten, Feierabend, Schlafen. Schnell wird klar, wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Achtsamkeit kann hier in diesem Wettlauf eine Art Gegenkonzept sein, um den Fokus doch wieder einmal auf Ruhe,

Meer, Brandung

Foto: Pia Forkheim

anstatt auf Hetze zu lenken, um nicht mehr zu fragen, was ist morgen, was ist übermorgen, was wird im nächsten Jahr sein. Einfach mal da sein, an dem Ort, wo man gerade ist, im Hier und Jetzt. Achtsamkeit begegnet uns ebenso in der Sprache, in unseren Handlungen, in unserem Miteinander, in Unternehmen, in der Familie, in Konflikten, in unseren Herausforderungen, im Umgang mit der Natur, in der Auswahl der Produkte die wir essen, wie wir essen und vieles mehr.

Eintauchen in die Klosterstille

Immer wieder suchen Menschen in einem Kloster Zuflucht, um ihrem inneren Chaos zu entfliehen. Sie suchen einen Ort, wo sie einfach einmal Sein können, wo sie Räume der Stille finden können, wo sie gut entschleunigen können und wo sie vor allem zur inneren Ruhe finden können. Also eine Art Energie-Tankstelle, wo man nur das Nötigste hat und das Nötigste braucht, wo man nicht einmal telefonieren oder seine E-Mails checken kann, außer in einem extra dafür vorgesehenen Raum, wo die Wände eher kahl sind und man nicht abgelenkt ist. Hier kann man sich wieder einmal nur auf sich selbst konzentrieren und vor allem seine eigenen Bedürfnisse erforschen. Weg von allem! Weg vom Job und weg von allen privaten Verpflichtungen. Erst aus der tiefen Stille heraus, entsteht  die wahre Achtsamkeit des Geistes. Und die ist an einem Ort wie in einem Kloster ganz nah!

Zeitinseln schaffen

Achtsamkeit ist eine Form der Selbsterforschung. Ich verweile bei diesem Gedanken und schaue ihn mir an. Ich halte da einmal an, um genauer zu spüren, was innerlich passiert. Ich versuche wahrzunehmen, was emotional noch alles mitschwingt. Wenn wir achtsam sind, können wir unsere Ängste reduzieren. Gerade in einer Zeit, wie wir sie momentan erleben

Toilette, Klo mit Muscheltapete

Foto: Pia Forkheim

und in der psychische Probleme immer häufiger werden, ist der Weg in die eigene Achtsamkeit ein wichtiger Effekt, um gesund zu bleiben. Finden Sie eigene Zeitinseln, um sich immer wieder selbst zu begegnen. Ein Spaziergang durch die Natur oder einfach einmal still sitzen und den Wolken nachschauen, können zu wertvollen Ritualen im Alltag werden. Wandern Sie gedanklich durch Ihren Körper, ein sogenannter Body-Scan, um nachzuspüren. Alternativ gibt es viele ausgebildete Trainer, bei denen man verschiedene Achtsamkeitstechniken erlernen kann. Richten Sie Ihren eigenen Kompass wieder neu aus und genießen Sie das Leben!

Autorin: Pia Forkheim

[Artikel ist am 7.11.2020 erschienen in der Westerwälder Zeitung, Gesund und Fit]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert