Spirituelles Embodiment

Die Überwindung des dunklen Tals

Des Öfteren habe ich in meinen Texten das Wort „Embodiment“ erwähnt, es ist ein Begriff, der in verschiedenen Kontexten verwendet wird. Im Allgemeinen bezieht er sich auf die Verkörperung oder Verkörperung von etwas, sei es einer Idee, einer Emotion, eines Konzepts oder sogar einer spirituellen Erfahrung. Das Wort stammt von „embodiment“ im Englischen ab. Immer, wenn ich auf dem Weg zu meinen Bildungsurlauben ins Kloster bin, beschäftige ich mich intensiv mit allerlei Möglichkeiten von Spiritualität.

Zurzeit lese ich das Buch „Spirituelles Embodiment – Stimme und Körper als Schlüssel zu unserem wahren Selbst“. Es wurde von Dr. phil. Maja Storch, Prof. Dr. phil. Eva Maria Jäger und Prof. Dr. Theol. Stefan Klöckner geschrieben. Maja Storch war bereits prägend in meiner Ausbildung als Coachin (immer noch ungewohnt für mich, dieses Wort). Sie ist die Miterfinderin des Zürcher Ressourcenmodell ZRM®. Im Kloster Maria Laach arbeite ich sehr gerne mit Bildkarten, die mit Symbolen und Metaphern gespickt sind, um abstrakte Konzepte greifbarer zu machen. Durch Symbole können Ressourcen einfach besser visualisiert und verinnerlicht werden.

Die Ressourcen-Zapfstelle

Im Kontext von spirituellem Embodiment, den ich zuvor erwähnt habe, könnte dies darauf hinweisen, dass jemand eine spirituelle Erfahrung oder Praxis auf körperlicher Ebene erfährt oder ausdrückt. Das könnte beispielsweise durch Meditation, Gebet, Tanz oder andere körperliche Aktivitäten geschehen, die eine Verbindung zur Spiritualität herstellen.

Ich betone gerne, dass eine Auszeit im Kloster nicht zwangsläufig eine religiöse Neigung erfordert. Wer jedoch schon einmal um 5:00 Uhr morgens aus dem Bett gesprungen ist, weil die Abteiglocken in voller Lautstärke läuten, sich anschließend auf den langen Klosterfluren auf den Weg in die kalte Kirche macht und den Patern und Brüdern dabei zusieht, wie sie langsam ihre Plätze einnehmen, ihren Gebeten und Chorälen lauscht, der wird vielleicht verstehen, was ich meine. Im Anschluss bereite ich mir meist einen Tee, setze mich in mein Bett und lasse alles noch einmal auf mich wirken. Diese Erfahrung ist im normalen Alltag einfach nicht möglich, da fehlt schlichtweg die Zeit!

In einem allgemeineren Sinn bezieht sich „Embodiment“ auf die Verkörperung von Prinzipien oder Ideen im Verhalten, in Handlungen oder in einem physischen Ausdruck. Zum Beispiel könnte man sagen, dass jemand die Werte der Freundlichkeit und Mitgefühl verkörpert, wenn er entsprechend handelt und diese Werte in seinem Verhalten manifestiert.

In Bezug auf Musik bedeutet „spirituelles Embodiment“, dass die Musik eine Form der Verkörperung von spirituellen Erfahrungen oder Emotionen ist, die durch die Töne, Harmonien und Rhythmen ausgedrückt werden. Es ist eine kreative Art und Weise, spirituelle oder emotionale Zustände durch musikalische Ausdrucksformen zu repräsentieren und zu erleben.

An dieser Stelle möchte ich hier das Zitat des slowenisch-kroatischen Theologen Peter Kuzmic zitieren:

„Hoffnung ist die Fähigkeit, die Musik der Zukunft zu hören.
Glaube ist der Mut, in der Gegenwart dazu zu tanzen“.

Embodied Prayers und die Wirkung auf den Körper

So bin ich in diesem Buch erstmals auf Embodied Prayers gestoßen, es handelt sich hier um sogenannte Körpergebete. Gebete, die mit Körperübungen zusammenfließen. Eine sehr achtsame Reise durch den Körper, wobei der Körper gut durchblutet und gereinigt wird.

Auch hier geht es nicht um körperliche Fitness, sondern um das Zusammenspiel von Körper und Geist. Wobei wir das Wort FIT in: „it fits“, also es passt, einmal sehr wörtlich nehmen können. Der amerikanische Autor und Philosoph Ken Wilber unterscheidet hier drei Körperaspekte, die bei der Verbindung von körperlichen und spirituellen Bereichen zum Ausdruck kommen: den grobstofflichen, den subtilen und den kausalen Körper. Diese sind stets bei vollkommener Gesundheit zu berücksichtigen. Die wiederum eng mit den drei Hauptbewusstseinszuständen: Wachen, Träumen und Tiefschlaf verbunden sind.

  • Der grobstoffliche Körper: ein wacher Körper, Wachzustand, der die Welt alleine durch seine Sinne erlebt. Wie beispielsweise beim Joggen, Radfahren, Wandern etc.
  • Der subtile Körper: ihm begegnen wir beim Einschlafen. Die Wahrnehmung richtet sich nicht mehr auf die äußere Welt, sondern ist nach innen gerichtet, auf Emotionen, Bilder, Gedanken, Traumwelten und Archetypen. Es ist der subtile Körper, mit dem wir bei Atemübungen, Qi Gong, Tai Chi, Yoga eng verbunden sind, da hier mit Energieströmen gearbeitet wird.
  • Der kausale Körper: Dieser begegnet uns, wenn wir aufhören zu Träumen und in den Tiefschlaf fallen. Er erfährt einer unendlichen Ausdehnung, subtil und fast nicht in Worte zu fassen, unendlich und verschwindend klein, still und ruhig. Man könnte diesen Kontakt als die tiefste Quelle des eigenen Seins bezeichnen. Er begegnet uns vor allem bei allen meditativen Praktiken.

Wenn du dich wieder einmal mit deinem körperlichen Mini-Theater beschäftigst, versuche bewusst die intensive Wirkung auf deinen Körper und Geist wahrzunehmen. Wir gleichen Marionetten, und jeder einzelne Faden beeinflusst unser gesamtes SEIN.

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Fotos: Pia Forkheim Copyright

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